Im Gespräch mit William Frederiksen

IM GESPRÄCH MIT

WILLIAM

FREDERIKSEN

INTERVIEW & FOTOS – THOMAS GENTSCH

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Artikel und Gallery von „CPH-BER“ gibt es hier

CPH—BER

Wofür ist das Interview überhaupt?

Für ein unabhängiges deutsches Print-Magazin, das Irregularskatemag. William, du bist zusammen mit Simon der Hauptorganisator des CPH, respektive des CPH–BER. Erinnere ich mich richtig, dass wir uns vor über 10 Jahren in Costa Mesa in einem Club getroffen haben und ihr beide damals Unterstützer für den ersten CPH gesucht habt? Ja, Mann! Unfassbar, dass du dich erinnerst.

Erzähl‘ mal, wie alles angefangen hat. Was war die Idee hinter der ganzen Geschichte?

Nun, die Initialzündung erfolgte sicher nicht durch eine spezifische Sache, sondern es kamen mehrere Faktoren zusammen, die uns dazu bewegten, einen „neuen Contest“ auf die Beine zu stellen. Simon und ich kennen uns seitdem wir Kinder waren und sind, was Skateboarding betrifft, zusammen aufgewachsen. Zusammen fuhren wir immer zum Münster Monster Mastership. Als Kids professionelle Skater, also die ganzen US Pros, live zu sehen, war etwas unbeschreiblich Geiles. Als dann der (Indoor) Skatepark in Kopenhagen etwa ein Jahr lang geöffnet hatte, fragten wir beide uns, ob wir diesen Vibe wieder zurück nach Europa bringen könnten. Das war zu einer Zeit – ich schätze mal 2005, bin mir aber nicht mehr sicher -, als nicht mehr allzu viele US Pros nach Europa zu den Contests kamen. Irgendwas fehlte und wir fragten uns, wie wir den Kopenhagener Skatepark weltberühmt machen könnten. Wichtig war uns dabei aber, die Verbindung zwischen den US Pros und der europäischen Szene wiederherzustellen. Das war unsere erste Idee hinter der ganzen Geschichte. Dabei stellt sich dann natürlich die Frage, wie man so etwas attraktiv gestalten könnte. Wir schauten uns also alles, was es damals so gab, genau an und stellten fest, dass alles andere zu dieser Zeit Skateboarding nicht so darstellte, wie wir es fühlen und uns vorstellen. Die Leute haben sicher verschiedene Geschmäcker und wir auch unseren eigenen, was Skateboarding betrifft, aber wir wollten einfach mal versuchen, „unseren“ Geschmack rüberzubringen. Da kamen dann auch die frühen Erinnerungen an den Mystik Cup ins Spiel. Ein bisschen „Rowdy“, ein bissen weniger Ernst, lockerer einfach. Also dachten wir uns, dass wir das sehr locker angehen müssten, sowohl was das Format angeht, als auch die Party drumherum. Wir wollten viel Party auf dem Event und lockere Sessions (lacht!!). Das setzten wir also die ersten Jahre im CPH Indoor Park um, aber dann fingen wir an, uns außerhalb dieses Gebäudes neu zu orientieren.

Stimmt, das erste Jahr fand der Contest nur im Park statt.

Ja, genau. Im zweiten Jahr gingen wir auch an den Platz und sahen uns bestätigt, dass Skateboarding nicht einfach nur in den Skatepark gehört. Skateboarding gehört auf die Straßen, in den öffentlichen Raum der Stadt. Durch unsere Arbeit mit der Halle hatten wir bereits ganz gute Kontakte zu Politikern und den offiziellen Ämtern der Stadt. Das Geile war, dass diese Leute die Kultur und öffentlichen Aktivitäten in der Stadt stark unterstützen. So kamen wir ins Gespräch und versuchten, deren politische Vorstellungen mit unseren zu verbinden.

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Und da seid ihr auf einen gemeinsamen Nenner gekommen?

Ja, sogar sehr gut. Skatenboarding ist kulturell gesehen sehr stark und für die Politiker gab es dadurch gute Argumente, uns zu unterstützen. Es entwickelte sich also zu einer „Win-Win-Situation“. Außerdem hatten wir das Gefühl, dass es mehr um die Stadt Kopenhagen als um das eigentliche Event ging. Schnell wurde allen klar, dass es beim CPH nicht darum geht, wer gewinnt, sondern wie man diese fantastische Stadt im Rahmen der Veranstaltung genießen kann.

Was der Stadt natürlich hilft, das Event politisch zu legitimieren, oder?

Ganz genau! So schafften wir es, das Ganze mehr und mehr auf die Straße zu bringen. Nach fünf oder sechs Jahren gingen wir es dann erst einmal ruhiger an und organisierten nur einen Bowl Contest. Einfach, um uns Gedanken zu machen, wie der nächste Schritt aussehen sollte. Wir kamen dann zu dem Schluss, von „Pro“ zu „Open“ zu wechseln. Und bei „Open“ war dann die Idee: „Lass uns mal nicht in den Park gehen. Die Stadt hat so viele geile Streetspots, die wir ansteuern sollten“. Und so hatten wir jedes Jahr neue Spots und immer etwas Frisches parat. Das ist die Geschichte des CPH kurz zusammengefasst (lacht!).

Aber hattet ihr grundlegend die Idee, die Street Spots als Qualifikation für das finale Event in der Halle zu nutzen? So hat es sich zumindest immer angefühlt.

Das war und ist die Idee, ja. Es geht letztendlich darum, trotzdem einen Contest zu veranstalten. Man braucht eine „Klimax“, die nicht allein durch eine Session entsteht. Ich glaube, dieses Jahr haben wir ein gutes Mittelmaß an organisierter Qualifikation und „Side Missions“. Bei den Side Missions gibt es keine Musik, keine Ansager, es geht um reines Skateboarding. Dann haben wir aber auch die organisierten Events, die für die ganzen Fans sind. Dennoch versuchen wir, sie so weit zu „nicht-Contests“ zu machen, wie möglich.

Wie kam es dann dazu, dass ihr euch aus Kopenhagen wegbewegt und das Event nach Berlin verschoben habt?

Nun, in den letzten drei Jahren ist immer deutlicher geworden, dass wir das Event nicht nur in Kopenhagen abhalten sollten und können. Wir wurden einfach neugierig, ob es möglich wäre, das Event zu „exportieren“, allerdings ohne den Vibe Kopenhagens zu verlieren. Wenn die Leute sagten: „Das ist unglaublich hier, so etwas geht nur in Kopenhagen!“, dann dachte ich mir immer: „Warum? Weshalb eigentlich nicht auch mal woanders?“ Man muss nur die richtigen Ideen und vor allem Kontakte haben, um sich in bestehende Strukturen einer Stadt hinein zu denken und zu arbeiten. Mich provoziert so etwas immer, im Sinne von: „Ich zeige euch, dass sowas auch bei euch geht.“(lacht!!) Man muss nur die Zutaten kennen und sich vor Augen führen, was den Erfolg ausmacht. Das ist keine „Rocket Science“. Kauf‘ einfach viel Freibier und bring es zum Spot, mach ein bisschen Musik und sorge dafür, dass die richtigen Skater da sind – BÄM. Berlin war auf jeden Fall eine naheliegende Wahl, da schon immer eine Verbindung zwischen Kopenhagen und Berlin bestand. Die Szene ist stark und die Städte sind geografisch nicht besonders weit voneinander entfernt. Berlin erschien uns einfach eine optimale Wahl. Wir aus Kopenhagen lieben Berlin. Es ist eine tolle Stadt und die Connection zu den Civilist Jungs ist außerdem besonders gut.

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Wie wir jetzt erfahren haben, selbst ohne Genehmigungen. Berlin ist so groß und hat so viel zu bieten, dass wir nicht einmal gebustet wurden!

Jep, es war ein voller Erfolg.

Hast du gesehen, was da an den Bänken los war? Geschätzt 300 Leute, alle am Tanzen zu 90er Techno Songs!

Ja, und DAS ist Berlin.

Ich finde aber auch so geil, dass Leute wie Koston auf dem Event immer am Start sind. Auch wenn sie nicht auf einem anderen Contest auftauchen, aber CPH immer. Wie kommt das?

Nun, Koston hat uns von Anfang an unterstützt. Wir hatten uns schon zu Beginn mit ihm zusammengesetzt und er wurde so etwas wie ein „Botschafter“ für das Event. In den ersten Jahren sind ja gar nicht so viele US Pros gekommen und daher brauchten wir jemanden, der gut vernetzt ist und auch mal sagt: „Du musst nach Kopenhagen, das ist das beste Event!“. Und klar, wenn du jemanden wie Koston hast, der da auch wirklich dahinter steht und ein solches Event anpreist: Besser geht es nicht!

Habt ihr denn Pläne für die nächsten Jahre? Wollt ihr von einer europäischen Metropole zur nächsten ziehen oder wie stellst du dir die Zukunft des Events vor?

So könnte es in ferner Zukunft sicher aussehen, ja. Was wir gerne probieren würden, wäre eine Location dreimal nacheinander zu nutzen, also Berlin in diesem Fall. Das erste Mal ist ein Test, beim zweiten Mal findet die Feinjustierung statt und im finalen Jahr hat man das perfekte Produkt. Dieses Jahr ging es vor allem darum, überhaupt zu checken, ob wir das Event von Kopenhagen wegbewegen können. Ich kann auch noch nicht sagen, ob wir nächstes Jahr wieder in Berlin sein werden. Es gibt so viele geile Städte. Es wäre auch interessant, eine Stadt anzusteuern, die vielleicht noch keine mega starke Szene hat und sie auf diese Art aufzubauen. Das ist nicht zuletzt auch das Resultat in Kopenhagen, dass wir durch die zehn Jahre des Events eine sehr starke Skate-Szene aufgebaut haben. Man muss sich das mal vorstellen: Die ganzen Kids in Kopenhagen haben Freunde in Kalifornien, Argentinien und überall auf der Welt, weil sie sich auf dem Event kennengelernt und jeden Sommer gesehen haben. Außerdem animieren die Spots, die es mittlerweile gibt, die Leute, auch einfach so mal zum Filmen oder Skaten zu kommen. Schön wäre es, weitere Städte mit einem guten Fundament, aber ohne diese starke Connection ebenfalls „aufzubauen“. Wenn ihr das hier also lest und wollt, dass wir zu euch kommen, sagt Bescheid (lacht!!).

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OK, William, das ist doch ein gutes Schlusswort. Letzte Worte?

Oh ja, es gibt sogar zwei Dinge, die mir sehr wichtig sind. Das Erste ist gerade heutzutage die Art, wie wir mit Politikern zusammenarbeiten und die Demokratie achten, leben und vor allem auch nutzen. Das ist wichtiger denn je! Wir haben zwar alle diese Attitüde in uns, die sagt: „Ich bin ein Skater, fuck you, ich mache auf und mit meinem Board, was ich will!“. Aber man kommt irgendwann einmal nicht mehr drum herum, erwachsen und realistisch zu werden. Das Allerwichtigste ist es, zu wählen. Um alles in der Welt: Geht wählen! Ihr seht, was zurzeit auf der Welt abgeht und nie war Wählen wichtiger als
heutzutage. Und das Zweite ist, wenn ihr einen Contest, einen Spot, was auch immer wollt, dann müsst ihr die lokalen Politiker mit einbeziehen. Das sind auch nur Menschen und vor allem dafür wählt ihr die auch. Unterhaltet euch mit den Leuten, ladet sie auf ein Bier ein!

Bier ist der Schlüssel zu allem!

Die lieben alle Bier, du weißt das. Und vor allem, redet und geht wählen! Wir haben alle irgendwann mal mit dem Skaten angefangen, weil es einem unheimlich viel gibt. Du findest Freunde überall auf der Welt, ja, eine Familie und es gibt dir das beste Gefühl, das du bekommen kannst. Du wirst irgendwann merken, wie dankbar du eigentlich sein kannst, Teil des Skateboarding und ein „Straßennomade“ zu sein. Und man bekommt so viel durch Skateboarding, dass man auch nie vergessen sollte, etwas zurückzugeben. Das muss nicht einmal das Organisieren eines Events oder das Bauen eines DIY Spot sein, es reichen Kleinigkeiten: Einem Kid einen Ollie zu erklären, jemandem einen Schlafplatz anzubieten. Wenn jeder das tut, werden wir Skateboarding behalten können und Olympia wird es nicht ruinieren!

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